St. Gertrud Kapelle Norddrebber

Kapellengemeinde:
St. Gertrud zu Norddrebber

Aus Urkunden geht hervor, dass 1033 Kaiser Konrad II Schenkungen von Gütern an das neu gestiftete Kloster in Minden machte, u.a. gehörte auch die Kapelle in Norddrebber dazu und war somit auch zugehörig zum Bistum Minden.

Niedernstöcken, urkundlich zuerst 1295 erwähnt, war zuerst die Mutterkirche von Norddrebber und gehörte zum Archidiakonat Mandelsloh und somit zum Bistum Minden. Es ist bekannt, dass ab 1543 der Pastor aus Niedernstöcken jährlich 1 Gulden bekommen hat, damit er 4 Gottesdienste abhielt.

Norddrebber war einst Grenzort im Calenberger Land; Gilten und Bothmer gehörten zu Lüneburg und waren sogenannte Adelskirchen, da die Familie von Hodenberg bzw. Familie von Bothmer das Patronat ausübten.

Damals galt der Grundsatz, dass die Einwohner des Landes die Religion ihres Landesherren annehmen mussten. Daher wurde bereits 1530 lutherisch in Gilten gepredigt, da dies zu Lüneburg gehörte. 1543 war dies erst im Calenberger Land möglich. In Gilten wurde zudem in deutscher Sprache gepredigt und in Niedernstöcken hingegen noch in Latein. Dies war wohl die eigentliche Tatsache, warum Norddrebber sich von seiner Mutterkirche Niedernstöcken trennte. Zudem hatte 1543 Niedernstöcken keinen richtigen Pastoren mehr, sondern nur einen „Lohnpriester“, wie er genannt wurde.

Somit gingen die Norddrebberschen zur neuen Mutterkirche nach Gilten, welche auch nur noch halb so weit entfernt war, und es gehörte jetzt auch zum Amt Ahlden und Lüneburg. Diese Trennung wurde aber nicht gern gesehen und somit wurde mit allen Mitteln gegen den Bruch gekämpft. Z.B. wurde dem Giltener Pastor die Entlohnung für die Gottesdienste in Gestalt von Korn und Geldzahlungen aus zwei Höfen in Norddrebber vorenthalten. Dies waren Erträge aus Schenkungen der Herren von Gilten zu Gunsten der Armen des Kirchspiels. 1588 war die Trennung dann endgültig. 1613 wurde die Kapelle durch die Familie von Bothmer mit neuen Gütern beschenkt. Vorher waren die Familie von Ahlden diejenigen, die die Kapelle mit Schenkungen unterhielt; diese waren jedoch schwer verschuldet.

Am Anfang des 2. Weltkrieges musste die Glocke abgegeben werden. Zuvor hatten aber ein paar Jungen die Inschrift der Glocke notiert, um sie hieran ggf. wieder zu erkennen. Nach Kriegsende hieß es, die ältesten Glocken wären nicht eingeschmolzen worden, sondern wären auf dem Glockenfriedhof in Hamburg gesammelt worden. Harry Rump hat die Glocke wiedergefunden und sie zurückbringen lassen.

Die Schutzheilige dieser Kapelle war die heilige Gertrud von Nifels in Brabant geweiht. Sie gilt als Helferin in Zeiten von Ratten- und Mäuseplagen. Gleichzeitig wird sie als Beschützerin von Hausarbeiten der Frauen verehrt. Sie stammt aus der Familie der Karolinger, also dem Geschlecht Karls des Großen. Gelebt hat sie 626 bis 653. Pastor und Kirchenälteste haben am 17. März jeden Jahres ein Festessen in Norddrebber abgehalten anlässlich ihres Todestages.

Bei Grabungsarbeiten auf dem Grundstück des Heidemuseums Rischmanns-Hof in Walsrode zur Erstellung einer neuen Remise wurden im Jahre 1991 insgesamt 35 gebraucht Grabsteine zu Teil unbekannter Herkunft aufgefunden. Unter anderem fand sich zwischen diesen Steinen ein in der Mitte senkrecht gebrochener Grabstein auf den Namen Heinrich Sundtmacher aus Norddrebber (Nordrever), der lt. Inschrift vom 08. August 1653 bis zum 01. Januar 1695 gelebt hat. Der obere Teil der rechten Hälfte fehlt.

Die Herkunft Heinrich Sundtmachers aus Norddrebber ist durch Eintragungen im Kirchenbuch von Gilten nachweisbar. Er hat zu angegebenen Zeit hier als Bauer eines großen Meyerhofes gelebt und ist zur angegebenen Zeit auf dem Friedhof in Gilten beerdigt worden.

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass dieser Stein bereits zur damaligen Zeit einer Wiederverwendung zugeführt worden ist. Auf der Rückseite findet sich eine weitere Inschrift vermutlich aus dem 13. Jahrhundert, die aber nicht mehr lesbar ist.

Die St. Gertrud Kapelle stammt in ihrer jetzigen Bauweise aus dem Jahre 1752/1757. Vorgänger dieser Kapelle war auch ein Fachwerkbau mit Türmchen für die Glocke (1652 datiert). Da diese damals baufällig war, wurde sie einfach abgerissen. Höchstwahrscheinlich wurde sie absichtlich verfallen gelassen, um die Notwendigkeit eines Neubaus zu betonen. Hierfür spricht, dass auch die Fenster kaputt waren, aber man Baurücklagen von 40 Talern besaß. Eine Reparatur wurde von der Kirchenregierung Hannover abgewiesen, da ein Einfall drohte. Für den Neubau im Jahre 1752/1757 stellten die Norddrebberaner das Eichenholz und die notwendigen Hand- und Spanndienste. 190 Taler kostete der Bau trotzdem. Holz und Arbeitsdienste wurden für 300 Taler geliefert bzw.  geleistet.

Im Jahre 2002 wurde die St. Gertrud Kapelle im Zuge der Dorferneuerung renoviert.

Bilder: Klaus Dieter Sawrin, Lothar Klingenberg
Text: Tanja Meyer-Quietzsch, Willi Timrott
Zeichnung: Pitt Berkemeyer

© Dorfgemeinschaft Norddrebber 2020