Liebe Jagdgenossen und Edeltreiber,
am Mittwoch, den 28. Dezember fand die diesjährige Treibjagd statt.
Treffen war um 9:30 Uhr am Hofcafé LandLeben.
Gruß der Jagdvorstand
Wie aus der Einladung der Jagdgenossen im Dezember 2022 hervorging, hatten der Jagdvorstand die Einwohner des Dorfes für uns Jagdpächter der hiesigen Gemeindejagd Norddrebber zur Treibjagd am Mi., 28.12.2022, um 09.30 Uhr, auf den Hof vom Café Landleben von Annette und Hendrik Rump in Norddrebber geladen.
Zum Abschluss dieser Treibjagd auf Niederwild (also Wild, das mit der Flinte bejagt wird) kam es nach den einzelnen Treiben in der Feldmark Norddrebbers zum „Legen der Strecke“, wie der Jäger sagt. Hierbei wird das erlegte Wild in einer bestimmten Reihenfolge zum Abschluss des Jagdtages den bei der Jagd beteiligten Jägern und Treibern als auch hinzugekommenen Gästen, hier auf dem Hof der Familie Annette und Jürgen Rump, nochmals präsentiert. Nach einer kurzen Rückschau des Jagdtages durch den Jagdleiter wurde die erlegte Strecke nochmals bekannt gegeben.
Hierzu gehört die Bekanntgabe des Jagdkönigs, der nicht immer auch der Hasenkönig ist, so wie an diesem Tage; weil einige Kreaturen der Niederwildjagd von der Wertigkeit den Hasen übergeordnet sind. Tobias Falke aus Suderbruch hatte von den Jägern die meisten Hasen erlegt, er wurde hierdurch zum Hasenkönig gekürt. In diesem Fall hatte Alexander Bargul aus Wendenborstel einen Waschbären erlegt, so dass ihm die Würde und der Pokal des Jagdkönigs überreicht werden konnte.
Nach dem Verblasen der jeweiligen Tiere auf der Strecke durch die anwesenden Jagdhornbläser als Ehrenbezeichnung und Respekt vor der Kreatur wurde standesgemäß die Treibjagd mit einem dreifachen, kräftigen „Horrido-Joho“ beendet; danach gab es Erbseneintopf für alle Anwesenden.
Wer nun glaubt, dass die Jagd damit seinen Abschluss findet, der irrt. Das letzte Treiben sowohl auf einer Hasenjagd (Niederwildjagd) oder auch auf einer Drückjagd auf Schalenwild (Hochwildjagd) ist immer noch das Schüsseltreiben. Denn mit der Brotzeit, der Suppe, dem Menü, was auch immer die einladenden Jäger ihren Gästen zur Stärkung bieten, beginnt das Schüsseltreiben als letztes Treiben des Jagdtages nach dem Legen der Strecke.
In früheren bäuerlichen Niederwildrevieren wurde dieses häufig mit einem Jagdgericht bestehend aus dem Jagdkönig und seinen beiden Stellvertretern nach dem gemeinsamen Essen intoniert. Hierzu muss der interessierte Leser wissen, dass es bis Ende der 1970-iger Jahre noch erheblich höhere Niederwildstrecken nicht nur von Hasen, sondern auch von Feldhühnern oder Fasanen gab, so dass der eine oder andere Jagdkönig auch schon mal Hasen im zweistelligen Bereich geschossen hat.
Bei solchen Gelegenheiten wurden dann einzelne kleinere oder auch größere Jagdvergehen, die den Tag über dem einen oder anderen Mitjäger „aufgefallen“ waren festgehalten und am Abend zur „Anzeige“ gebracht und nachfolgend vom „Jagdgericht“ verhandelt. Die festgesetzten Strafmaße wurden zur Finanzierung des Abends zum Wohle aller genutzt. Auch das Verhalten gegenüber erlegtem Wild oder gegenüber den vierbeinigen Jagdhelfern kam hierbei zur Anzeige.
Was vielen jüngeren Jägern kaum noch bekannt und seit Jahrzehnten zunehmend in Vergessenheit geraten ist, ist der alte Väter Brauch Jungjäger (dieses müssen nicht zwangsläufig junge Jäger sein, sondern hierbei handelt es sich um Personen, die erst kürzlich das grüne Abitur, den Jagdschein, bestanden haben, aber noch nicht pachtfähig sind, also noch nicht länger als drei Jahre in Folge im Besitz eines gültigen Jagdscheines sind) in die aktive Gemeinschaft der jagenden Zunft aufzunehmen. Bei dieser Aufnahme durch den sogenannten „Jägerschlag“ werden sie vor den anwesenden Jägern zur Hege und Pflege des Wildes als auch der Natur bei gleichzeitiger waidmännischer Jagdausübung ermahnt, damit jeder einer, der dieses Gelöbnis vor der versammelten Jagdgemeinschaft bezeugt, sich immer wieder seiner Jagdehre bewusst ist.
So auch geschehen zum Abschluss des Schüsseltreibens unter dem alten Wagenschauer auf dem alten Pauls Hof unter Beteiligung unserer Jungjäger Janis Papenburg, Andrea und Holger Koch aus Norddrebber als auch Tim Engehausen aus Niedernstöcken. Ihnen wurde nach dem gemeinsamen Ablegen des Jagdgelöbnisses frei nach dem alten Oberforstmeisters Oskar von Riesenthal:
„Das ist des Jägers Ehrenschild,
dass er beschützt und hegt sein Wild,
waidmännisch jagt, wie sich`s gehört
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.“
die Aufnahme in die Zunft der hiesigen Jäger angeboten. Die Ehrenbekundung ihrer Verpflichtung wurde mit einer überreichten Urkunde und dem dazugehörigen dreifachen, kräftigen „Horrido-Joho“ von den anwesenden Jägern besiegelt.
Bilder: Andreas Ridder, Julian Wolkenhauer, Jürgen Rump
Text: Willi Timrott